Dienstag, 1. Februar 2011
Ein ergreifender Bericht aus Alexandria
Während Touristen aus den Urlaubsgebieten am Roten Meer heimgeflogen werden und die Deutschen in Kairo aufgefordert werden, Ägypten zu verlassen, scheint es, als hätte man die Deutschen in Alexandria vergessen.

Der stellvertrende Schulleiter der deutschen Schule Alexandria äußerte sich in zwei Interviews zu der Ausnahmesituation in der Stadt und empörte sich darüber, dass die deutsche Regierung, ihnen nicht hilft.

Hier einige Auszüge aus den sehr bewegenden Worten Egon Schäfers:

"Bei uns ist es ähnlich wie in Kairo beschrieben. Es gibt meuternde und randalierende Banden. Da sitzen oder stehen 30 junge Männer hinten auf dem LKW mit Prügeln in der Hand und brüllen. Wir hatten echte Todesangst."




"Wir haben draußen eine Bürgerwehr auf der Straße. Die ganze Straße ist voller Männer mit Prügeln, Eisenstangen und Gewehren, machen Feuer, weil jetzt Plünderer unterwegs sind, die ziemlich brutal vorgehen und diese Bürgerwehr, wenn die jemand für einen Plünderer halten, die schlachten sie total ab."

"Die Schwestern hatten zum ersten Mal mit Tränengas zu tun. Das kam durch die Fensterritzen bei uns rein. Eine Schwester hat gesagt: „Ich glaub, ich muss sterben.“

"Wir hatten Kontakt zur Botschaft und auch gute Hoffnungen, dass wir ausgeflogen würden, aber jetzt haben wir erfahren, dass die Botschaft, völlig unverständlich für uns, die Sicherheitslage ganz gut einschätzt. Sie bietet für morgen früh wieder einen Sonderflug der Lufthansa an, aber nicht für Leute aus Alexandria, sondern nur für Leute die nach Kairo kommen können. Die werden mit Militär eskortiert. Aber wir können von Alexandria nicht hinkommen. Dann haben wir also Pech gehabt."

"Da kommen drei türkische Flugzeuge oder griechische und holen die Leute ab. Und für uns 60, 70 Deutsche ungefähr, die hier in Alexandria sind, kommt niemand. Wir haben einfach Pech gehabt."

"Aber die vier Familien, die dann nach Kairo wollten die haben kleine Kinder teilweise, ganz neu geboren eines. Die mussten wieder umdrehen, weil dieses Gefängnis geöffnet wurde und die Insassen ausgebrochen sind und dann die Autos an der Autobahn gestoppt haben und die Leute gezwungen haben, sie da und da hin zu fahren. Da lagen Leichen am Wegesrand. Da sind die wieder umgedreht."

"Das ist ein Asyl jetzt sozusagen für diese vier Familien bis sich die Lage entspannt, aber es sieht nicht so aus, als würde sich die Lage entspannen."


Hoffentlich sieht es in der deutschen Schule der Borromäerinnen bald wieder aus wie zu glücklicheren Zeiten:

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